Fragen an Lama Ole

„Wie soll man sich verhalten, wenn man sich provoziert fühlt?“


Antwort von Lama Ole Nydahl:
Es ist immer ein Zeichen von Stärke, wenn man gutmütig sein kann. Kleine Hunde müssen bellen, große brauchen das nicht. Man weiß, dass sie stark sind, man hat ihre Zähne gesehen. Und man benimmt sich gut.
So ist es auch bei uns. Die Schützerpraxis ist gut, um uns stark zu machen. Und in kritischen Situationen können wir dann gutmütig sein und cool. Darum geht es.

Daran erkennt ihr eure Entwicklung. Wieviel Raum ihr habt. Wie ihr das sehen könnt, was die Leute tun. Statt euch angegriffen zu fühlen, denkt ihr einfach: ,,Warum machen sie das? Hupfen auf und nieder, rollen mit den Augen, machen sonderbare Geräusche. Warum tun sie wohl das?“
Das ist sehr verpflichtend, was ich euch hier sage. Das gehört auch zum Bodhisattvagelübde. Der schnellste Weg, um an diesen Punkt zu kommen, ist, sich immer so nobel wie möglich zu verhalten.

Auch wenn man die Gewohnheiten der Stimme nicht stoppen kann. Man hört sich selbst das sagen, von dem man weiß, dass man es nicht sagen darf. Man kann seinen Geist nicht beherrschen und  manövriert sich genau in die Ecke, in die man absolut nicht rein wollte. Oder man kann seinen Körper nicht beherrschen. Und tut die Sachen, von denen man weiß, dass sie den anderen auf die Palme bringen. Und man kann es nicht stoppen.
Aber auch wenn man es nicht stoppen kann, soll man wenigstens versuchen, zu sehen, dass es zwischen Buddhas geschieht. Man kann ein bisschen lächeln, einen Witz machen darüber, was man da für ein Schauspiel aufführt, so dass es nicht zu ernst und schwer wird.

Dass es weit und offen wird. Versuchen, die Lage von der höchstmöglichen Ebene aus zu sehen.
Also wirklich entscheiden: Es geschieht unter Buddhas. Es hat Sinn. Es ist gut, so wie es geschieht. Das ist die Essenz von den ganzen Sachen, von denen ich hier rede. Wir können das tun. Der Geist ist darauf nicht vorbereitet. Die Störgefühle, die dummen Gewohnheiten sind stark. Aber auch sehr klotzig. Und da ist mehr und mehr Raum drumrum, wo man irgendwas tun kann. Um so einen Gefühlsangriff zu vermeiden oder vorbeigehen zu lassen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Ein Mantra durchstarten, so dass das Störgefühl hin- und herfließt wie auf einem Ölfilm und sich nicht festsetzen kann. Oder plötzlich etwas anderes sagen. Plötzlich ein ,,Phej" innerlich sagen. Und sich dann auf etwas anderes konzentrieren. Es gibt so viele Weisen, wie man diese Gefühlspakete abblocken, und auseinanderreißen kann.
Das gehört auch zum Diamantweg, dass man das tut. Dass man weiß, dass das ein Traum, alte Spuren, schlechte Trips sind. Und dass man die nicht zu ernst nehmen darf.

Wenn die Leute, die uns provozieren wollen, ein Problem mit uns haben, dann niemals denken, das Problem ist sowieso doof. 90 % aller Probleme sind recht doof. Aber sie sind ein Teil des Wachstums der Leute. Und wenn man nicht in dem Augenblick da ist und ihnen das gibt, was ihnen fehlt, dann kommen sie nicht weiter.
Vielleicht ist es für uns doof, die wir ein paar Jahre länger meditiert haben oder im letzten Leben mehr taten. Für die Leute sind die Probleme wirklich. Da muss man drauf eingehen und wirklich sein Bestes tun.
Das ist manchmal schwierig. Man ist in großer Eile. Und im Geschäftsleben muss man es auch nicht tun. Aber im Buddhismus muss man es tun. Das gilt für euch alle, in den Zentren, die mit mir reisen usw.

Ok, wenn die Leute nur stänkern wollen, kann man sie schon wegschicken. Aber wenn sie ein Anliegen haben, dann muss man ran und nicht denken, man sei was Besseres. Sondern sich wie eine Hebamme erleben und denken: Ah, ein schönes Kind kommt auf die Welt!