Fragen an Lama Ole

„Mein Freund ist ziemlich schwierig und streitsüchtig geworden. Unsere Beziehung läuft auch nicht mehr so gut, aber er will nie über unsere Probleme reden. Wie soll ich da weitermachen?“


Antwort von Lama Ole Nydahl:
Wenn Reden nicht möglich ist, weil die Erfahrungsebenen zu verschieden sind, dann kann man als erstes ein paar Tricks anwenden, um die Situation zu entspannen. Man kann sich sagen: ,,Ich bin nur ein paar Stunden am Tag mit ihm zusammen und er ist Tag und Nacht mit sich selber zusammen, der arme Kerl.“  Ausserdem kann man sich sagen, dass man an Leuten wie ihm hervorragend seine Geduld trainieren kann, und ohne Geduld gibt es keine Erleuchtung.
Man kann versuchen, alles was er von sich gibt, als Mantras zu hören.Ob er nörgelt oder schimpft, man hört immer nur ,,Om Mani Peme Hung“ oder ,,Karmapa Chenno, Karmapa Chenno“.

Der Hintergrund ist, dass die Leute oft deshalb schwierig sind, weil sie Probleme mit sich selber haben. Sie haben innerlich soviel Druck, dass sie versuchen, von aussen Gegendruck zu erzeugen, indem sie mit anderen Streit anfangen. Du kannst den Druck bewusst wegnehmen, indem du z.B. den Raum verlässt wenn er streiten will und sagst: ,,Das ist nicht mein Tisch, hier serviere ich heute nicht.“ Du bist freundlich, wirst aber sehr oberflächlich, wenn er dich in seine Trips reinziehen will. Du steigst einfach nicht ein.

Wenn er nichts findet um seinem inneren Druck Gegendruck entgegenzusetzen, dann wird er irgendwann platzen: Die inneren Probleme kommen hoch, und dann kann man darüber reden, damit arbeiten und sehen, wie man weitermacht.
Oder er findet irgendwelche andere Leuten zum Streiten. Dann kannst du der Schiedsrichter sein anstelle des Gegners. Du kannst deine weibliche Weisheit einbringen und er hört dir zu.
Worauf man als Frau aber auch achten sollte, wenn man keine Kinder hat: Dass man seinen brachliegenden Erziehungsdrang nicht am Partner auslässt, denn das kann auch dazu führen, dass er sich mürrisch und abweisend gibt, nur um seine Ruhe zu haben.

Das Beste, was man da machen kann, ist, nur das Gute miteinander zu teilen: Wenn er genießbar ist, dann ist man bei ihm, und wenn nicht, dann hat man ein paar Bücher zu lesen. Das Leben ist zu kurz, um in schlechten Stimmungen hängen zu bleiben. Man geht in den Garten, wenn die Sonne scheint, und wenn es regnet, bleibt man weg. Wenn man dann findet, die Sonne scheine zu selten, dann kann man sich überlegen, ob man nicht woandershin geht, wo das Wetter besser ist.