Fragen an Lama Ole

„Wie kann man die reine Sicht halten?“


Die Antwort von Lama Ole Nydahl:
Stell dir vor, dein Geist ist eine Zigarrenfabrik. Du produzierst nur die Zigarren für Millionäre,  zu 20 Dollar das Stück. Du prüfst, welche Farbe und welches Aroma sie haben und überprüfst, welches Geräusch sie machen, wenn du darauf drückst. Wenn sie gut genug sind, akzeptierst du sie, wenn nicht, lehnst du sie ab, so dass sie zu Zigaretten und Tabak verarbeitet werden.

Genau darum geht es, dass du nur die besten Gedanken und Gefühle akzeptierst, verstehst du?
Man könnte auch sagen, dass in allem, was dich betrifft, etwas Reines sein muss. Auf der höchsten Ebene sind Samsara und Nirwana eins. Jedes Atom vibriert vor Freude und wird zusammengehalten von Liebe. Jeder Gedanke und jedes Gefühl, sogar das dümmste, ist auf der absoluten Ebene phantastisch, bloß weil es geschehen kann.
Wenn Du dafür sorgst, dich gut zu fühlen, wirst Du die Welt als schön erleben, die Dinge sind wunderbar und sinnvoll. Erinnere Dich daran, dass allen die Buddhanatur innewohnt und entscheide Dich dafür, alles als frisch und neu zu erleben, in allem das zu sehen, was schön ist. Wichtig ist zu verstehen, dass höchste Wahrheit höchste Freude bedeutet. Ich kann dir sagen, mein Geist funktioniert sehr einfach. Ich habe eine automatische Funktion, eine Aussonderungsfunktion.

Wenn sich etwas schlecht oder seltsam anfühlt, dann sagt mein Geist: ,,Darum brauchst Du Dich nicht zu kümmern, dass hat keinen Wahrheitsgehalt, scheint sich eher um einen Fehler im heutigen Produktionsprozess zu handeln oder um eine Verunreinigung.’’ Und warum soll ich mich um etwas kümmern, dass ohnehin nicht wahr ist. Wenn sich dagegen etwas schön, gut und angenehm anfühlt sagt mein Geist: ,,Oh, du scheinst dich etwas zu nähern, was wahr ist’’ und dann nimmt mein Geist diese Richtung. Er funktioniert automatisch. Und damit habe ich eine angenehme Zeit. Ich verbinde einfach Wahrheit mit Freude und Unwahrheit mit einem niedrigen Funkionsniveau. Höchste Freude ist höchste Wahrheit. Es gibt dazwischen keine Trennung.

Wichtig ist ein gewisses Gefühl von Überschuss. Wenn du das hast, dann  wirst Du generell Gutes tun. Wenn die Motivation gut ist, dann musst Du nicht jedes Wort checken. Jede Handlung wird rund sein und anderen nützen und helfen. Aber wenn Du z.B. einen saueren Gefühlston hast, dann wirst Du, auch wenn Du auf jeden Punkt und jedes Wort aufpasst, immer noch Fehler machen und die Leute werden sauer werden, weil sie die Schwingung spüren und das wieder zurückgeben. Daher würde ich am ehesten die Fähigkeit, auf der höchst möglichen Ebene zu sehen, entwickeln. Wenn Du das kannst, dann wirst Du von selbst mitfühlend und liebevoll und überpersönlich sein und nichts Falsches machen.

So, je höher am Kopf Du die Schlange fängst, desto weniger kann sie Dich stören. Versuch einfach mit einem guten Gefühl rauszugehen, sorge dafür, dass es Dir gut geht und wünsche den anderen etwas Gutes. Wenn Du dann irgend etwas Schädliches tust, denkst oder sagst, dann werden fünf rote Lampen auf einmal aufleuchten.

Natürlich kann man die höchste Sicht nicht festhalten! Das ist vergleichbar mit der Meditation. Man kann auf äußerer Ebene aufpassen, die Sachen nicht zu tun, die einen bestimmt runterreißen. Auf innerer Ebene paßt man auch auf, dass Mitgefühl und Weisheit da sind und auf höchster Ebene, hält man die Sicht. Aber die Erfahrung, die entsteht eigentlich spontan und mühelos und von selber, die kann man nicht greifen. Du kannst nur dafür sorgen, dass du immer mehr Wahrheit mit mehr Freude identifizierst und du kannst so ein ganz, ganz feines inneres Gespür dafür entwickeln, zu wissen, ob du dich dem inneren Licht näherst oder dich entfernst, ob du dabei bist, etwas ehrliches und rundes zu machen oder eher so ein bißchen abstrakt und entfernt und unklar wirst. Der Geist entwickelt ganz, ganz viele feine Glöckchen und rote Lampen, die einem helfen, in allem bewusst zu sein was geschieht.