Fragen an Lama Ole

Wenn einen am Verhalten eines Mitmenschen etwas massiv stört, wie geht man damit um, ohne dass Zorn entsteht?


Antwort von Lama Ole Nydahl:
Wenn Zorn durch Gewohnheiten ausgelöst wird, ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, was da geschieht. Ganz allgemein habe ich nichts gegen kraftvollen Eingreifen, wenn Du dabei die Menschen nicht aus deinen guten Wünschen ausschließt!

Du kannst keinen Schnitt machen: „Hier die Menschheit und da bin Ich", sondern etwas Positives mit reinnehmen und damit arbeiten. Dann kommt man auch weiter. Natürlich sollst du zeigen, wenn du dich gestört fühlst. Sonst wirst du neurotisch. Man soll es nur kontrolliert zeigen, freundlich zeigen.
Wenn da also eine Sache ist, die dich kräftig stört, wenn du z.B. siehst, dein Verhältnis zu deinem Freund geht in die Brüche, weil er immer seine Socken auf dem Tisch liegen lässt, wenn ihr essen wollt. Er macht es nicht, um dich zu ärgern, er macht es, weil er es nicht anders gelernt hat, weil er vielleicht eine schlechte Erziehung hatte. Dann sagst du es ihm, dass es dich stört und dass er euer Verhältnis so kaputt macht. Wenn er die schlechte Angewohnheit dann ändert, ist es eine Liebestat. Und ändert er sie nicht, dann kannst du soviel Zorn im Sinne von Kraft aufbauen, dass du ausziehen kannst. Aber auf Dauer soll man sich nicht opfern. Das zeigt auch das nächste Beispiel: Ein Ehepaar, das schon ganz lange zusammenlebte, hat sonntags immer Brötchen gegessen. Er die obere Hälfte, sie die untere Hälfte. Etwas daran hat beide immer gestört und nach langer Zeit haben sie festgestellt, dass tatsächlich der Mann eigentlich immer die untere Hälfte und die Frau die obere Hälfte essen wollte.
Es ist nicht gut, wenn man so dünnhäutig ist, dass man nicht mit den Mitmenschen reden kann. Besser ist, eine gute Kommunikation in der Mitte zu finden und in Verbindung zu bleiben.